Henrik Kröner bezieht sich auf die Polyrhythmik der
Musik, wenn er über die Art und Weise spricht, in der
sich Geschichten in dem Bildraum abspielen, der „durch
eine Rasterstruktur festgehalten wird“. Die Verschiebung
der verschiedenen Rhythmen untereinander, die in der
Polyrhythmik stattfindet, scheint aufeinanderzuprallen
mit den Möglichkeiten der Malerei, bei der verschiedene
Bilder gleichzeitig gezeigt werden können, aber niemals,
wie im Film üblich, das eine Bild nach dem anderen verschwindet.
Dies wird jedoch nicht wie bei einer Geschichte
chronologisch erfasst sondern wie eine „Welt“ gesehen,
in der Motive und Bildelemente als verschiebende Momente,
in jedem Gemälde anders, angebracht wurden. So
kann der Künstler in seiner „Welt“ stets neue Anordnungen
zeigen. Bei dieser Arbeitsweise fällt auf, dass er die
Vorder- und Rückseite des Gemäldes bearbeitet. Dafür
benutzt er halbtransparentes Tuch mit der Rasterstruktur
von dünnen, schwarzen Linien, die den Effekt haben,
dass man mehr oder weniger hindurchschauen kann. Wir
sehen so, dass die Gemälde sich an Vorder- und Rückseite
überlappen und ineinander übergehen. Das gibt Schärfe
sowie Unschärfe und erweckt zugleich einen dynamischen
Eindruck, weil Motive und Elemente auf eine temporäre
und gewichtslose Art und Weise in der Rasterstruktur zusammengehalten
werden. Inhaltlich gesehen verschieben
einander Markierungen in Raum und Zeit. Henrik Kröner
verbindet mit seiner Methode „der kontinuierlichen
Verschiebung“ die förmlichen, expressiven, experimentellen,
biographischen und historischen Elemente zu einer
Geschichte, die uns wie künstlerische Zeitmaschine von
einem „Aha-Erlebnis“ zum nächsten führt. So erklärt uns
sein Statement „Die Malerei bleibt die Frage“ nicht nur
seine Verbundenheit zur Malerei, sondern auch die Überzeugung,
dass die Malerei ein ausgezeichnetes Medium ist,
die Welt als poetische Dynamik zu zeigen.
Ton Mars, 2010, Katalog zur Ausstellung “Vier Positionen der MFA Painting”,
Stiftung Burg Kniphausen, Wilhelmshaven